Katze plötzlich aggressiv gegen Besitzer

Wenn deine Katze plötzlich aggressiv ist und dich angreift, kannst du dagegen etwas tun. Du erfährst, welche Gründe dahinterstecken und wie du dich schützen kannst.

Was sind die Gründe für Aggressivität gegen Besitzer?

Katzen sind niemals bösartig – auch dann nicht, wenn sie dich angreifen. Aggression ist ein Ausdruck von Not, Angst oder Frustration und zeigt, dass sich deine Katze in einer verzweifelten Situation befindet.

Ist eine Katze aggressiv gegen den Besitzer, ist es entscheidend, die Ursache zu identifizieren, damit man sie im Anschluss beseitigen kann. Gründe sind:

Schmerzen und Krankheit

Katzen lassen sich nicht anmerken, wenn sie krank sind oder Schmerzen haben. In freier Wildbahn müssen sie nämlich Krankheiten verbergen – sonst werden sie schnell selbst zur Beute. Darum zeigen Katzen ihre Schmerzen nicht. Aber wenn sie es vor Schmerzen nicht mehr aushalten, zeigen sie ihre Not oft in Aggressivität.

Wenn dich deine Katze angreift, führt der erste Weg zum Tierarzt.

Typische schmerzhafte Erkrankungen, die zu Aggressivität führen können

  • Bauchschmerzen, z.B. durch Futtermittelunverträglichkeit.
  • Blasen- und Harnwegserkrankungen, z.B. Blasenentzündung, Struvitsteine
  • Zahnschmerzen: Besonders FORL, bei der sich Zahnwurzeln schmerzhaft zersetzen. FORL kann nur durch Röntgen diagnostiziert werden.
  • Probleme im Bewegungsapparat wie Arthrose oder entzündete Gelenke.

Wenn deine Katze bestimmte Körperstellen kahl leckt, deutet das oft auf Schmerzen an dieser Stelle hin.

Katzen sind Meister darin, Krankheiten zu verstecken, darum fällt dir wahrscheinlich gar nicht auf, dass deine Samtpfote Schmerzen hat. Aber bitte nimm diesen Punkt ernst und besuche zeitnah den Tierarzt. Schmerzen und Krankheiten sind die häufigsten Gründe bei Aggressivität gegen den Besitzer.

Katze beißt in eine Hand.
Wenn Katzen plötzlich aggressiv gegen Besitzer sind, steckt dahinter ein Problem.
(Foto: © Orkidia – stock.adobe.com)

Langeweile und fehlende Beschäftigung

Wenn wir Menschen den ganzen Tag allein in einer Wohnung verbringen müssten – ohne Fernseher, Handy oder Bücher – würde schnell Langeweile aufkommen, gefolgt von wachsendem Frust. Genauso geht es Katzen. Auch sie brauchen Beschäftigung.

Freigängerkatzen haben es hier leichter als Wohnungskatzen. Sie laufen regelmäßig ihr Revier ab und sehen nach dem Rechten, fangen Mäuse, klettern auf Bäume, setzen Markierungen und schlafen in geheimen Verstecken.

Wohnungskatzen leiden schnell unter Langeweile, wenn sie nicht ausreichend beschäftigt werden. Frustration kann sich entladen, indem die Katze ihren Besitzer angreift.

Eine Studie zeigt, wie die Bereicherung der Umgebung einer Katze aggressives Verhalten lindern kann: Editorial: Exploring cats: their behaviors and human-cat interactions

Die Aggressivität wird sich erst in Luft auflösen, wenn du deine Katze beschäftigst.

Das hilft bei Langeweile:

  • Beschäftige deine Katze mit Spielangeboten, Verstecken und Jagdmöglichkeiten.
  • Plane täglich Zeit für abwechslungsreiche Beschäftigung ein – eine halbe Stunde reicht nicht aus.
  • Überlege, ob eine zweite Katze den Alltag spannender machen könnte.

Früher hatte ich für eine Weile eine Wohnungskatze und nutze jede Gelegenheit für Abwechslung. Ich nahm Biene in den Keller zur Waschmaschine und in den Trockenraum zum Aufhängen der Wäsche mit. Beim Bettenüberziehen schlüpfte sie unter das Leintuch und sie liebte Versteckspiele mit mir. Sie hatte einen Heidenspaß.

Bei Wohnungskatzen muss man sich wirklich bemühen, damit keine Langeweile entsteht.

Traumata aus der Vergangenheit und Ängste

Vergangene Traumata und negative Erfahrungen prägen Katzen nachhaltig. Insbesondere körperliche Misshandlungen führen dazu, dass Katzen Menschen mit Gefahr und Schmerz assoziieren. Diese Tiere reagieren nicht grundlos aggressiv – sie versuchen vielmehr, sich rechtzeitig zu schützen.

Auch in einem sicheren neuen Zuhause können diese Katzen immer wieder durch bestimmte Reize „getriggert“ werden. Auslöser können beispielsweise laute Geräusche wie Kindergeschrei, der Besuch fremder Personen, hektische Bewegungen oder Streit sein. Solche Erinnerungen aktivieren die Abwehrmechanismen der Katze.

Ein weiteres Beispiel für ängstliches Verhalten zeigen ehemalige Streunerkatzen oder Kitten, die wenig oder gar keinen Kontakt zu Menschen hatten.

Wichtig zu verstehen: Eine ängstliche Katze ist keine aggressive Katze. Ihr Verhalten dient allein dazu, sich vor einem vermeintlichen Feind zu schützen. Mit Zeit, Geduld und positiven Erfahrungen lernt sie, dass Menschen freundlich und fürsorglich sind – ein Prozess, der jedoch viel Geduld erfordert. Mehr dazu: Ängstliche Katze eingewöhnen – so gelingt es.

Meine eigene scheue Katze benötigte mehr als zwei Jahre, um sich an mich zu gewöhnen und Vertrauen zu fassen. Heute kommt sie aufs Sofa, kuschelt sich ins Bett und genießt es, gestreichelt zu werden. Diese Entwicklung hätte ich anfangs nie für möglich gehalten. Bei Fremden hält sie aber nach wie vor Abstand.

Das hilft bei traumatisierten oder ängstlichen Katzen:

  • Finde heraus, was die Ängste auslöst, und versuche, diese Situationen zu vermeiden oder positiv zu besetzen.
  • Gib deiner Katze Zeit, Vertrauen zu dir aufzubauen.
  • Vermeide Blickkontakt
  • Bewege dich langsam und ruhig
  • Dränge die Katze niemals in die Ecke, sondern lass ihr immer einen Fluchtweg offen.

Missachtete Grenzen

Katzen haben wie wir Menschen individuelle, persönliche Grenzen. Halte Grenzen und Bedürfnisse ein, damit deine Katze nicht in Bedrängnis kommt.

  • Rückzugsorte: Störe deine Katz dort niemals – wirklich niemals. Auch nicht für Streicheleinheiten. Am besten, du schaust deine Katze nicht einmal an, wenn sie dort ist.
  • Futter: Stelle sicher, dass sie regelmäßig und ausreichend zu essen bekommt. Füttere sie mindestens dreimal täglich zu festen Uhrzeiten.
  • Distanzzonen: Viele Katzen möchten nicht ständig angefasst werden. Warte, bis sie von sich aus Kontakt suchen.

Spielbedingte Aggression bei jungen Katzen

Kleine Katzen greifen oft Hände und Beine an. Das ist Spielverhalten und keine Aggressivität. Das Verhalten steckt in ihren Genen, darum kann man es auch nicht abgewöhnen.

Normalerweise würde ein Kitten mit einem Geschwister spielen. Aber wenn kein gleichaltriger Artgenosse zur Verfügung steht, müssen die Menschen herhalten. Darum mein Rat: Nimm immer zwei Kitten bei dir auf, am besten Geschwister oder zwei Kätzchen, die sich kennen. Denn wenn du später eine zweite Katze dazu nimmst, kann die Zusammenführung wirklich schwierig werden und ofr scheitern.

Das hilft bei spielbedingter Aggression

  • Regelmäßige, ausgiebige Jagdspiele mit Spielangeln.
  • Insgesamt zwei Jungtiere aufnehmen, die miteinander spielen können. Der Mensch kann den Artgenossen nicht ersetzen.
  • Gar nicht erst die Hände als Katzenspielzeug nutzen. Nimm stattdessen Spielangeln, Bälle etc.

Stress im Zuhause

Katzen sind Tiere, die ihre Ruhe brauchen. Schreiend, jagende und tobende Kinder, Mobbing im Mehrkatzenhaushalt, aufdringliche Besuchshunde, Familienzuwachs, fremde Menschen, Auszug eines Familienmitglieds etc. können bei Katzen dazu führen, dass sie aggressiv gegen den Besitzer werden.

Durchsetzung von Wünschen

Katzen sind kluge Tiere. Manche setzen Aggression gezielt ein, um eine Belohnung zu erhalten. Ein Beispiel: Tische sind bei dir eine Tabuzone für die Katze. Sitzt sie auf dem Tisch, lockst du sie mit Leckerchen herunter. Deine Katze hat nun gelernt: Wenn ich auf den Tisch springe, bekomme ich Leckerchen.

Wenn du dann aber mit einem Mal deine Katze auf dem Tisch ignorierst und das erwartete Leckerchen nicht ausgibst, kann die Samtpfote sauer werden. Dass kann dazu führen, dass sie plötzlich aggressiv gegenüber den Besitzer wird und zuschlägt.

Das hilft bei Aggressivität wegen Durchsetzung von Wünschen:

  • Wirst du von deiner Katze aus taktischen Gründen attackiert, unterbreche sofort jede Interaktion mit ihr.
  • Wende dich ab und mache etwas anderes.
  • Reagiere nicht, wenn sie bettelt – auch wenn sie noch so niedlich dazu auffordert.
  • Halte deiner Katze stand, auch wenn sie ihre Provokation erhöht und z.B. miaut oder faucht.
  • Gib auf keinen Fall nach, sonst hast du für alle Ewigkeit verloren.

Wie kann man eine aggressive Katze beruhigen?

Eine Katze ist durch ihre Krallen und spitzen Zähnen mit gefährlichen Waffen ausgestattet, die wirklich verletzen können. Wenn deine Katze aggressiv ist oder dich attackiert, entschärfe die Situation:

  • Das Wichtigste: Kein Augenkontakt mit der Katze! Direkten Blickkontakt werten Katzen als Bedrohung.
  • Nicht schimpfen oder laut werden, denn dann geht sie sicher zum Angriff über.
  • Keine hektischen Bewegungen.
  • Gehe nicht auf die Katze zu, fasse sie nicht an, beuge dich nicht zu ihr hinunter.
  • Drehe dich vorsichtig um und bewege dich langsam von ihr weg. Kein Blickkontakt! Falls die Katze schon auf kleinste Bewegungen reagiert, bleibe mit abgewandtem Blick stehen.
  • Verlasse das Zimmer und schließe die Türe. Es kann mehrere Stunden dauern, bis sie sich beruhigt hat.
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Rechtlicher Hinweis: Meine Beiträge erstelle ich sorgfältig. Sie sind kein Ersatz für die tierärztliche Behandlung. Krankheiten und Verletzungen sollten unverzüglich vom Tierarzt behandelt werden.

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