Wurmkuren: Ja oder nein?

Natürlich nein! Verabreiche Hund und Katze keine hochgiftige Chemie ohne Grund – schon gar nicht viermal im Jahr. Keine Wurmkur ohne positiven Wurmbefund!

Aktualisiert: 28.01.2024

Warum ich gegen obligatorische Entwurmungen bin

Keine Frage, wenn Hund und Katze Würmer haben, muss man sie medizinisch behandeln. Dann ist oft eine chemische Entwurmung nicht zu umgehen.

Was mir aber nicht einleuchtet, ist das regelmäßige chemische Entwurmen ohne Grund. Einfach so, obligatorisch.

Die meisten Tierärzte empfehlen, Katzen und Hunde alle drei Monate zu entwurmen. Je nach Lebenssituation des Tieres sogar monatlich. Sicherheitshalber. Ohne Nachweis, dass das Tier überhaupt von Würmern geplagt ist. Nicht einmal ein Verdacht liegt zugrunde.

Drei Würmer
Erstmal prüfen lassen, ob bei Hund oder Katze überhaupt ein Wurmbefall vorliegt. Wenn nein, kannst Du auf eine sog. Wurmkur verzichten. (Grafik: Myriam F. Goetz)

Was bewirken chemische Entwurmungen?

Chemische Entwurmungen bekämpfen Würmer 24 Stunden lang. In dieser Zeit werden alle eventuell vorhandenen Würmer bekämpft und ausgeschieden (insofern keine Resistenz vorliegt). Die chemische Keule bewirkt also keine Langzeitwirkung und ist nicht vorbeugend. Wenn Hund und Katze am nächsten Tag mit Würmern in Berührung kommen, beginnt der Wurmbefall von Neuen.

Eine chemische Entwurmungskur ist keine harmlose wohltuende Kur, wie der Begriff suggeriert. Diese „Kuren“ enthalten hochgiftige Neurotoxine. Neurotoxine? Um es beim Namen zu nennen: Neurotoxine sind Nervengifte.

Auch wenn die Hersteller etwas anderes behaupten: Diese Gifte gelangen nicht nur in den Organismus der Würmer, sondern auch in den Körper von Hund und Katze. Ist eigentlich logisch: Die Nervengifte lösen sich schließlich nicht in Luft auf, sobald die Würmer bekämpft sind. Die Neurotoxine nehmen denselben Weg wie die Nahrung, wandern durch den Darm und werden genauso verstoffwechselt.

Die Aufgabe des Darms ist es, der Nahrung Nährstoffe zu entziehen, ins Blut zu leiten und schädliche Stoffe zu entgiften bzw. zu den Entgiftungsorganen zu leiten. Nervengifte belasten den Körper – erst recht, wenn die „Behandlung“ ständig wiederholt wird.

Normalerweise schafft der gesunde Körper von Hund und Katze eine einmalige Nervengift-Dosis. Aber wenn man dem Organismus jährlich vier- oder sogar zwölfmal Neurotoxine zuführt, muss der Körper eine ständige Hochbelastung und Entgiftung meistern.

Kein Wunder, wenn diese Tiere an Gewicht verlieren, nierenkrank werden, Magen-Darmkrankheiten oder Allergien entwickeln. Ständige Wurmkuren belasten den Leber- und Nierenstoffwechsel und können der Beginn für andere Erkrankungen sein.

Warum Hunde und Katzen eine gute Darmflora brauchen

Der Darm ist von der Oberfläche her größer als die Haut. Diese riesige Oberfläche ist nötig, damit die Nährstoffe aus dem Futter vom Darm aufgenommen und in den Körper geleitet werden.

Eine intakte Darmflora ist auch nötig, damit Viren, Parasiten und Schadstoffe nicht in den Körper gelangen. Dazu hat der Körper eine wehrhafte Barriere errichtet: Darmwand, Abwehrzellen des Immunsystems und vor allem die vielen Mikroorganismen, die sich im Darm befinden. Mikroorganismen? Dazu gehören vor allem verschiedene Bakterien, die den Organismus beschützen und als Darmflora bezeichnet werden. Diese Bakterien besiedeln den Darm bereits mit der Geburt.

Funktioniert die Darmflora nicht, weil Nervengifte die Mikroorganismen abgetötet haben, sind unsere Tiere Krankheitserregern und Schadstoffen ausgeliefert. Die können dann nämlich über den schutzlosen Darm in den Körper gelangen.

Wann bekommen eigentlich Menschen Entwurmungsmittel?

Menschen erhalten natürlich nicht grundlos eine Wurmbehandlung verpasst. Besteht ein Verdacht auf Würmer, erfolgt eine Laboruntersuchung. Wenn das Ergebnis positiv ist – aber nur dann –, verschreibt der Arzt ein Wurmmittel.

Menschen erhalten chemische Wurmmittel nur nach einem positiv getesteten Wurmbefall.

Und wie ist das bei unseren Haustieren? Die bekommen mindestens alle drei Monate einen chemischen Rundumschlag – unabhängig davon, ob ein Wurmbefall vorliegt oder nicht.

Wurmpopulation klein halten auf Kosten meiner Tiere?

Es leuchtet mir ein, dass wir alle dafür Sorge tragen müssen, die Wurm-Population klein zu halten. Wurmbekämpfung bei Hund und Katze ist auch Menschenschutz, wie es der von mir geschätzte Tierarzt Ralph Rückert in seinem Blog schreibt. Ich kann die Argumentation nachvollziehen, schließlich können Würmer auch auf den Menschen übertragen werden. Aber das kann nicht auf dem Rücken unserer Haustiere ausgetragen werden.

Ich habe mein ganzes Leben lang Haustiere. Mein 18-jähriger Hund und meine früheren Haustiere hatten niemals Würmer. Meine jetzt 17-jährige Katze hatte vor ein paar Wochen das erste Mal in ihrem Leben Würmer. Sie ist eine alte Dame und wahrscheinlich ist ihr Immunsystem nicht mehr so fit.

Der Wurmbefall bei Biene war übrigens nicht zu übersehen: Das Fell wurde struppig und sie verlor Gewicht. Keine Frage, natürlich habe ich sie in dieser Situation mit einem Wurmmittel behandeln lassen.

Aber diese chemische Keule möchte ich meinen Haustieren nicht einfach so geben, nicht grundlos und nicht viermal im Jahr. Biene ist eine Freilaufkatze, darum empfiehlt die neue Tierärztin sogar eine monatliche Entwurmung. Keine Chance, das mache ich nicht.

Darum ist meine Entscheidung: Anstatt vier bis zwölfmal im Jahr Hund und Katze mit chemischen Mitteln zu überschwemmen, lasse ich viermal im Jahr eine Kotprobe im Labor untersuchen (Hier kannst du Kotproben einsenden). So, wie das übrigens früher auch Tierärzte praktiziert haben: Erst Kotuntersuchung und nur bei positivem Befund wurden Wurmmittel verschrieben.

Finanziell am günstigsten sind Kotuntersuchungen übrigens, wenn Du die Kotprobe selbst ins Labor schickst.

Wie lauten eigentlich die Richtlinien von ESCCAP?

Die meisten Tierärzte berufen sich bei ihrer Empfehlung zur prophylaktischen Entwurmung übrigens auf die Richtlinien von ESCCAP (European Council Companion Animal Parasites). Die Vereinigung wurde im Jahr 2005 von acht europäischen Veterinär-Parasitologen gegründet und gibt Leitlinien zum Parasitenschutz heraus.

Schauen wir auf der Website nach, was ESCCAP empfiehlt:

Auszug ESCCAP-Website: Der gelb markierte Text ist bei den Beiträgen für Hunde und Katzen identisch und gilt für beide Tierarten. Quellen: ESCCAP: Wie kann ich meinen Hund vor Würmern schützen? und ESCCAP: Wie kann ich meine Katze vor Würmern schützen?

Es gibt also keinen Grund, unseren Haustieren regelmäßig obligatorische chemische Wurmkuren zu verabreichen. Nicht einfach so, nicht ohne vorherige Kotuntersuchung und einem positiven Befund.

Wichtig ist, dass wir die Kotuntersuchungen regelmäßig durchführen lassen.

Ende

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Rechtlicher Hinweis: Meine Beiträge entstehen durch sorgfältige Recherche und eigener Erfahrung. Sie sind kein Ersatz für die tierärztliche Behandlung. Krankheiten und Verletzungen sollten unverzüglich vom Tierarzt behandelt werden.

Foto Startseite und Fotos im Beitrag: © Myriam F. Goetz

5 Kommentare zu „Wurmkuren: Ja oder nein?“

  1. Leider wird hier genau wie in der Schulmedizin beim Menschen nur aus Profit gehandelt. Aber am Anfang weiss man das nicht. Meine Hündin wurde nur bei der Züchterin und im Anschluss (wegen Wurmbefall) chemisch entwurmt. Seid dem hatten wir aber auch nie wieder Probleme. Ernährung ist auch ein wichtiger Faktor, am Besten man verschafft dem Hund schon ein Milieu in dem sich Würmer unwohl fühlen. Sehr guter Artikel. Viel zu wenig Aufklärung in dem Bereich leider. Lg Diana

  2. Danke für den informativen Artikel. Wir habe uns erst im November einen Hund gekauft. Und unser Tierarzt rät ebenfalls zu 3 Monatiger Entwurmung. Aber wenn ich das hier so lese, denke ich das ich davon Abstand nehme.

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