Keine Angst vor Borreliose

Die Diagnose „Borreliose“ ist häufig eine Fehl-Diagnose. Denn an Borreliose erkranken Hunde und Katzen äußerst selten. Das bestätigen Studien.

Aktualisiert: 18.02.2024

Borreliose ist ein Schreckgespenst. Aber: In Wirklichkeit stellt Borreliose für Hunde und Katzen nur eine geringfügige Gefahr dar. Die Erkrankung ist eine Mode-Erscheinung und wird häufig überdiagnostiziert.

Borreliose bei Hunden: Ansteckungs-Risiko

Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Wölfe sind gegen Borreliose immun. Sie werden von tausenden Zecken gestochen, aber sie erkranken nicht. Dies gilt im Großen und Ganzen auch für Hunde. Aber bei einigen wenigen Hunden ist das Immunsystem nicht in der Lage, die Bakterien zu überwältigen. Meist sind das Hunde mit geschwächter Immunabwehr.

Erkrankt ein Hund tatsächlich an Borreliose, tauchen die Symptome immer wieder in Schüben auf und beeinflussen das Hundeleben erheblich. Kein Wunder, dass wir alle Angst vor Borreliose haben. Aber: Die Gefahr ist sehr gering:

„Borreliose ist beim Hund äußerst selten.“

Prof. Dr. Katrin Hartmann, Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität

Von den Hunden, die mit Borrelien in Kontakt kommen, erkranken weniger als 0,1 % tatsächlich an Borreliose schreibt Dr. Roland Friedrich in seinem Fachartikel. Er sagt:

„Viele Infizierte scheinen eine genetisch bedingte Resistenz zu besitzen und auch nach zahllosen Zeckenbissen nie zu erkranken, selbst dann, wenn sich die Bakterien im Körper ausbreiten.“

Dr. Roland Friedrich, Professor i.R. für Virologie und molekulare Onkologie am Universitätsklinikum Gießen

Borreliose bei Katzen: Ansteckungs-Risiko

Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse erkranken Katzen so gut wie nie an Borreliose. Ist die Zecke infiziert und sticht eine Katze, gelangen die Borrelien zwar in den Katzenkörper, aber die Katzen erkranken nicht daran (dasselbe gilt übrigens auch für FSME).

Viele Jahre dachten Experten, dass Katzen resistent gegen Borreliose-Bakterien sind. Denn selbst in diversen Studien wurden keine Katzen gefunden, die an Borreliose erkrankt waren. So selten ist Borreliose also bei Katzen. Borreliose spielt bei Katzen quasi keine Rolle.

Katzenbesitzer müssen sich in Deutschland eher vor Erkrankungen fürchten, die durch Flöhe übertragen werden: Infektiöse Anämie, Katzenkratz-Krankheit, Dipylidiose.

Achtung Zecken
Obwohl die meisten Hunde und Katze mit Borrelien in Berührung kommen, erkranken nur sehr wenige an Borresliose.
(Foto: © DoraZett, fotolia.com)

Ist es schlimm, wenn bei meinem Tier Antikörper gefunden werden?

Bei Verdacht auf Borreliose wird der Tierarzt Blutuntersuchung vornehmen und auf Antikörper untersuchen. Meistens ist das Ergebnis positiv. Was bedeutet das? Gar nichts!

Sobald Borrelien in Hund und Katze eindringen, produziert das Immunsystem Antikörper und bekämpft die Bakterien. Dadurch verschwinden die Borrelien, zurück bleiben Antikörper. Sie sind quasi Zeugen der Auseinandersetzung.

Wenn Antikörper gefunden werden, bedeutet das nur, dass sich der Körper gegen Borrelien gewehrt hat. Es bedeutet nicht, dass dein Tier an Borreliose erkrankt ist.

Bei fast allen Hunden findet man Antikörper. In manchen Gebieten sind das mehr als 90 % der Hunde. Antikörper sind nichts Schlimmes! Sie schützen dein Tier!

Antikörper sind eine gute Sache, denn sie wirken wie eine natürliche Impfung gegen Borreliose. Der Körper ist nun auch in der Zukunft auf die Gefahr eingestellt und reagiert beim nächsten Borrelien-Angriff noch schneller und effektiver.

Zecke
Etwa 5 bis 35 % der Zecken sind mit den gefürchteten Borrelien infiziert. Aber sie können unseren Haustieren meist nichts anhaben.
(Foto: © binah01, fotolia.com)

Auch gibt es bei Borreliose keine Symptome, die typisch sind. Stattdessen zeigt sich die Krankheit mit vielen unspezifischen Symptomen, die auch bei einer Menge anderen Erkrankungen auftreten.

Wenn zwei Begebenheiten zusammenkommen wird gerne „Borreliose“ diagnostiziert:

  1. Das Tier lahmt.
  2. Bei der Blutuntersuchung werden Borreliose-Antikörper gefunden.

Bei Verdacht auf Borreliose verordnen Tierärzte Antibiotika. Schlägt die Behandlung an, gilt die Borreliose als erwiesen. Jedoch können die Symptome von vielen anderen Krankheiten stammen, die eben auch durch Antibiotika verschwinden. Liegt zum Beispiel in Wirklichkeit eine Arthritis vor, bessern sich die Symptome durch Antibiotika.

Kathrin Bormann, Hundephysiotherapie & Osteopathie, macht diese Erfahrung in ihrer Praxis häufiger. Das Tier bekam vom Tierarzt eine lange Antibitotika-Therapie, wodurch die Symptome verschwinden. Das ist aber kein Beweis für eine Borreliose-Erkrankung:

„Des öfteren wird die Diagnose Borreliose gestellt, da ein positiver Antikörper-Test durch Blutabnahme ermittelt wurde und zudem in den meisten Fällen eine Lahmheit vorliegt. Jedoch kann eine Lahmheit viele verschiedene Ursachen haben.“ […] In so einem Fall wird zumeist eine längere Antibiotika-Gabe verordnet.
Jedoch sagt ein positiver Antikörper-Test nicht aus, dass auch eine Erkrankung vorliegt! Und selbst ein Erfolg von langen Antibiotika-Gaben ist keinerlei Bestätigung, dass auch wirklich eine Borreliose vorliegt, denn durch knorpelschützende Eigenschaften dieser Medikamente bessert sich häufig die Arthritis.“

Kathrin Bormann, Hundephysiotherapie & Osteopathie
Quelle: Borreliose – ja oder nein, Facebook-Post

Warum Borreliose oft eine Fehl-Diagnose ist

Die Fakten:

  • Etwa 5 bis 35 % der Zecken in Deutschland sind von Borreliose-Bakterien, den Borrelien, befallen – mit starken regionalen Schwankungen (Quelle: Robert-Koch Institut).
  • Nur 0,3–1,4 % der Menschen, die von einer Zecke gestochen wurden, erkranken tatsächlich an Borreliose (Quelle: Robert-Koch Institut).
  • Weniger als 0,1 % der Hunde, die von Zecken gestochen wurden, erkranken an Borreliose (Quelle: u.a. Dr. Roland Friedrich)
  • Infektion bei Hunden und Katzen sind häufig, Erkrankung selten, da i.d.R. eine natürliche Resistenz vorliegt (Quelle: u.a. Deutscher Retriever Club e. V.)
  • Ca. 90% aller Hunde, die regelmäßig Zecken ausgesetzt sind, tragen Borrelien-Antikörper (Quelle: u.a. Dr. Roland Friedrich)

„Borreliose wird vielfach falsch diagnostiziert.“

Dr. Roland Friedrich, Professor Professor i.R. für Virologie und molekulare Onkologie
am Universitätsklinikum Gießen

Im Gegensatz zu den Fakten steht die weit verbreitete Panik, die jedes Jahr bei uns Tierbesitzern die Zeckenzeit auslöst. Kein Wunder, schließlich will man sein Liebling nicht an diese fürchterliche Krankheit verlieren. Das Internet ist voll mit angstvollen Debatten über Borreliose. Rund um den Zeckenschutz ist eine Industrie entstanden.

Dabei ist die Chance, dass du dich mit Influenza (Grippe) ansteckst, um ein Vielfaches höher, als dass dein Hund an Borreliose erkrankt. In Deutschland infizieren sich während der jährlichen Grippewellen nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 5 % bis 20 % der Bevölkerung. An Borreliose erkranken nur 0,1 %. Borreliose wird oft fälschlicherweise diagnostiziert.

Diese Zahlen muss man im Blick behalten, wenn man seine Haustiere mit Chemie vollpumpt, um sie vor Borreliose zu schützen. Ich will nicht dazu aufrufen, auf den Zeckenschutz bei Hunden und Katzen zu verzichten. Aber die Verhältnismäßigkeiten zurechtrücken. Jeder muss selbst entscheiden, wie er mit den Fakten umgeht.

Alle Quellen auf einen Blick:

ENDE

Auch interessant:

Rechtlicher Hinweis: Meine Beiträge entstehen durch sorgfältige Recherche und eigener Erfahrung. Sie sind kein Ersatz für die tierärztliche Behandlung. Krankheiten und Verletzungen sollten unverzüglich vom Tierarzt behandelt werden.

Foto auf der Startseite: © binah01, fotolia.com (Zecke)

8 Kommentare zu „Keine Angst vor Borreliose“

  1. Also uns nerven diese kleinen Fiecher schon mächtig… gerade mit einem Kater der draußen rum streunt ist das Thema zecken wirklich nicht zu unterschätzen. Wir haben aber auf Empfehlung unserer Tierärtzin ein Mittel Namens Broadline gekauft und geben ihm das jeden Monat auf`s Fell. Damit hat er kaum Zecken und wir merken es dann immer bitterlich, wenn wir es nach 5.-6 Wochen immer noch nicht drauf gemacht haben, dann hat er ruck zuck wieder eine Zecke…

    1. Ehrlich gesagt, würde ich meiner Katze kein Fipronil (Neurotoxin, Nervengift) auf die Haut träufeln. Es kann sein, dass Deine Katze das Nervenfigt verträgt. Vielleicht aber auch nicht. Man weiß es nicht, aber wenn es passiert, lassen sich die dadurch ausgelösten Krankheiten nicht mehr rückgängig machen. Einmal im Monat ist ganz schön häufig. Bitte informiere Dich. Vielleicht findest Du doch noch eine Alternative, die nicht derart giftig ist?
      Liebe Grüße, Myriam

  2. Die Behauptung, Borreliose sei eine „Mode-Erscheining“, ist einfach nur Unsinn! Eine Krankheit ist nie eine Mode-Erscheinung (gleichgültig, wie häufig sie vorkommt), sondern eine ernst zunehmende Störung in normalen Körperfunktionen! Die Modeerscheinung ist die Wahrnehmung und Verarbeitung im Gehirn vieler Menschen, die meinen, sich interessant machen zu müssen/können, wenn sie über ein Thema sprechen, wovon sie keine Ahnung haben!
    Wenn ein Haustier an einer Infektionskrankheit stirbt – das kann durchaus auch durch Borreliose geschehen- tröstet es wenig, dass das Erkrankungsrisiko prozentual sehr niedrig war, dem Tier hat es vor seinem Tod auch nicht die Leiden erspart!
    Das erkrankte Tier retten zu wollen, bedeutet meist mehr „Chemieeinsatz“, als mit Chemie Vorsorge zu treffen. Dazu kommt: mit der wochenlangen Behandlung einer Borrelien-Infektion belastet man einen durch die Erkrankung ohnehin geschwächten Körper sicher mehr, während die chemische Vorsorge einen gesunden Organismus eher wenig belastet, bzw. dieser damit besser fertig wird.
    Gar nicht beachtet wurde in diesem Artikel der Aspekt, dass Zecken von Haustieren in Wohnungen geschleppt werden und dort auf Menschen überwechseln können, auf die sie die Borrelien übertragen können. Ein begattetes Zeckenweibchen fällt nach einer Blutmahlzeit vom Wirt ab, in sich trägt sie Hunderte von Eiern, aus denen sich blutsaugende Larven, daraus blutsaugende Nymphen und daraus wiederum blutsaugende Zecken entwickeln. So eine vollgesogene Zecke braucht nur unbemerkt in einer Wohnung liegen bleiben, bis aus ihren Eiern Larven schlüpfen, und schon hat man potentielle Blutsauger in der Wohnung lauern, die sich erst auf Haustieren und dann auf dem Menschen gütlich tun – und dabei Borrelien übertragen. Da sorge ich doch lieber alle 4 Wochen mit etwas Repellent-Chemie auf dem Hund dafür, dass die Blutsauger schon absterben, bevor sie mir in die Wohnung kommen!
    Pauschalurteile nach dem Schema GUT/SCHLECHT sind – wie in allen Dingen- nicht zielführend: in Zeckengebieten, in denen die lieben Tierchen auch noch in hohem Maße borreliendurchseucht sind, stellt sich die Frage nach Zeckenprävention doch eher weniger, als in Gegenden, wo Zecken nur wenig vorkommen. Einem Haustier, das Zecken magnetisch anzieht, erweise ich doch wenig Gefallen, wenn ich es einer Gefahr aussetze, von krankheitsübertragenden Zecken befallen zu werden, nur, weil ich der Meinung bin, dass die Infektionsgefahr bzw. Erkrankungsgefahr gering ist. Wer garantiert mir, dass mein Haustier zu den von der Genetik her immunisierten Tieren gehört?
    Ich habe Erfahrung mit Borreliose beim Hund -in meiner Familie ist ein Hund elend daran gestorben- und beim Menschen: ich selbst habe zu Zeiten, als Lyme-Borreliose bei den meisten deutschen Hausärzten noch völlig unbekannt war, eine Borreliose aus Canada mitgebracht und bin zum Glück an einen Arzt gekommen, der sofort wusste, was zu tun war.
    Solange serologische Bestimmungen einer Borreliose nicht 100%ig aussagekräftig sind, noch dazu die Tests von den Zahlungs-Launen der Krankenkassen abhängig sind, solange ist mir Vorsorge an meinem Hund sicherer, bewahrt sie mich doch davor, dass Zecken- Larven und -Nymphen vom Hund auf mich überwandern.

  3. Hallo!
    Ich hatte leider das Pech schon mehrfach an Borreliose erkrankt zu sein!
    Die erste schlimme war vor 38 Jahren! In Amerika (die nachweislich Versuche mit Zecken gemacht haben, wo durch sie noch aggressiver wurden und die Borreliose noch mehr Probleme machte wie bei uns in Deutschland)
    und später bekam ich auch bei uns immer wieder eine Infektion, leider!
    Bei nahe wäre ich auch im Rollstuhl geendet, ich habe mich aber immer wieder hoch gearbeitet!
    Die letzte war vor 2 Jahren und Gott sei Dank geht es mir wieder besser, aber allein deswegen sollte man an die Hunde was dran machen, dass Menschen geschützt werden!
    Auch hatte ich eine Hündin die erkrankt war, sie bekam eine Herzwandverdickung ohne sonstige Krankheitssymtomw, wie Husten oder so!
    Es muss nicht immer Arthrose sein Borreliose kann auch andere Krankheiten machen! Außerdem habe ich das Gefühl, dass mittlerweile die Zecken aus Amerika auch hier jetzt vorkommen, da ich es tatsächlich aus meiner Jugend nicht kenne, dass wir unsere Hunde vor Zecken schützen mussten!

    1. Ich glaube dass beim Mensch eine Borrelioseinfektion nicht zu unterschätzen ist. Ich wohne im südlichen Teil des Landkreises Miltenberg und hier im Dorf sind einige die von der Borreliose ein Lied singen können.
      Beide Infektionen wurden von meinem Hausarzt nicht erkannt.
      Die erste Infektion wurde mit hochdosierten Schmerzmitteln behandelt, die auch die eine oder andere Nebenwirkung hatten. Die zweite Infektion wurde von meiner damaligen Tierärztin erkannt, man sollte vielleicht bei unklaren Diagnosen des Hausarztes seinen Tierarzt konsultieren, und von Dr. Dieter Hassler in Münzesheim diagnostiziert, der zu der Zeit einen Lehrstuhl für Infektiologie an der Uni Heidelberg inne hatte.
      Als Resümee kann ich nur sagen, dass ich mir meinen Lebensabend total anders vorgestellt habe. Keinen Hund mehr zu haben, da ich leider nicht mehr gut zu Fuß bin, das fällt mir extrem schwer.

  4. Nicht schlecht der Artikel, nur was mich stört, ist die Tatsache, dass kein Datum (der Veröffentlichung, der Erstellung oder sonstiges) dabei steht. Man kann gar nicht abschätzen, ob das Geschriebene überhaupt noch aktuell ist.

  5. Das ist ein sehr interessanter Artikel und war mir so nicht klar. Mich hat dieses Jahr selbst die Borreliose erwischt und da habe ich gleich recherchiert, ob es unsere Tiere auch treffen kann. Für unsere Ziegen habe ich auch die Aussage gefunden, dass solche Tiere nicht daran erkranken. Für Hunde und Katzen war es mir aber neu.
    Danke für diesen guten Artikel!

  6. Ein Thema, das nicht unterschätzt werden sollte, gerade zur jetzigen Jahreszeit. Man kann also nicht genug darüber berichten. Trotzdem bringt es natürlich nichts, sich total reinzusteigern. Auf der Seite
    habe ich auch noch einen interessanten Beitrag zum Thema Borreliose gelesen, falls sich jemand noch weiter erkundigen möchte. Eine Frage an alle: Habt ihr irgendwelche Tipps, wie ihr bei eurem Hund Zecken leichter findet? Meiner hat ziemlich langes, zotteliges Fell und es ist echt jedes Mal nach dem Spaziergang so, als würde ich die Nadel im Heuhaufen suchen…Danke & LG, Larissa

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