Deine Katze lässt sich nicht streicheln? Sie nimmt Reißaus, wenn du zu nahekommst? So wird deine scheue, ängstliche Katze zutraulich.
Aktualisiert: 02.01.2023
Um einer ängstlichen, scheuen Katze Sicherheit zu geben, ist Geduld und Zeit nötig. Wenn du in der frühen Phase Fehler machst, kann es passieren, dass die Katze niemals ihre Angst verliert. Darum halte dich bitte an nachfolgende Vorgehensweise.
Diese Vorgehensweise gilt für neu eingezogene ängstliche Katzen, aber auch für Katzen, die schon längere Zeit bei dir wohnen und immer noch scheu und ängstlich sind.
Auch für die Katze ist es übrigens kein Spaß, ständig in Furcht zu leben. Aber wenn eine scheue Katze ihre Angst erstmal überwunden hat, reagiert sie geradezu befreit. Und sobald das Eis zwischen euch gebrochen ist, wirst du eine lebenslange, tiefe Freundschaft erfahren.
Starre eine ängstliche Katze niemals an
Denke immer daran, dass du eine ängstliche Katze nicht mit den Augen fixieren darfst. Aus Katzensicht wirkt das extrem bedrohlich. Beobachte Katzen untereinander: Sie schauen sich gegenseitig niemals direkt in die Augen. Fixiert wird die Beute und der Feind.
Starrst du also deine Katze an, rechnet sie damit, dass du über sie herfällst. Die Katze fürchtet tatsächlich um ihr Leben. Darum reagieren ängstliche Katzen oft so heftig. Darum: Schau an der Katze vorbei.
Ein eigener Raum
Willst du eine ängstliche Katze eingewöhnen, braucht sie erstmal Sicherheit. Richte ihr darum für ein, zwei Tage einen eigenen, ruhigen Raum ein. Hinein stellst du folgendes:
- Katzenklo – ohne Haube
- Futternapf – möglichst weit vom Katzenklo entfernt
- Wasserschale – in eine andere Ecke als Futternapf und Katzenklo
- Kratzbaum
- Schlafplatz – an einem geschützten Ort, z.B. auf dem Schrank. Niemals, also wirklich niemals, dringst du in diese Sicherheitszone ein.
- Spielsachen – geräuschlos. Beim Hineinbeißen oder Herumwerfens entstehen keine Geräusche.
Ganz wichtig für deine ängstliche Katze ist ein Versteck, in das sie flüchten kann und in dem sie auch schläft. Ein Zufluchtsort, an dem sie sich sicher fühlt und auch in Ruhe schlafen kann. Die meisten Katzen fühlen sich auf erhöhten Plätzen sicher, z.B. auf dem Schrank. Positioniere dort eine Katzenhöhle und stelle einen Kletterbaum neben den Schrank, den sie als Leiter nutzen kann.
Manche Katzen bevorzugen aber auch Verstecke am Boden, z.B. unter dem Bett. Der Schlitz unter dem Bett sollte aber mindestens an zwei Seiten geschlossen sein z.B. durch eine Decke, die vom Bett herunterhängt. In diese Sicherheitszone darfst du niemals, wirklich niemals eindringen.

(Foto: © Magnus Pomm – Fotolia.com)
Ängstliche Katze eingewöhnen: Lass sie erstmal in Ruhe
Damit sich deine ängstliche Katze eingewöhnen kann, lässt du sie anfangs völlig in Ruhe. Du versuchst nicht mal, mit ihr zu spielen. Du bringst Futter, wechselst das Wasser und machst das Katzenklo sauber – mehr nicht.
So verhältst du dich im Katzenzimmer:
- Bewege dich sehr, sehr langsam und bedächtig
- Mache keine lauten Geräusche, klappere nicht mit Näpfen. Laufe strumpfsockig herum, damit deine Schritte leise sind
- Rede leise vor dich hin (auch wenn du dir merkwürdig vorkommst 🙂
- Starre die Katze nicht an
- Halte dich nicht länger als nötig im Katzenzimmer auf
Nimm langsam Kontakt auf
Der erste Kontakt erfolgt allein durch deine Anwesenheit und deine Stimme:
- Schnapp dir eine Zeitung oder ein Buch, setze dich auf den Boden und lese der Katze etwas vor. Gut ist, wenn sie dich dabei sehen kann.
- Wenn sich eure Blicke kurz kreuzen, schließt du kurz die Augen. Dieses Blinzeln bedeutet: Ich tu‘ dir nichts, ich bin freundlich, alles ist in Ordnung. Diese Geste verwenden Katzen untereinander.
- Sprich mit betont liebevoller Stimme. Du kannst auch leise singen.
Kontakt steigern
Wenn deine ängstliche Katze nicht mehr starr vor Angst ist, wenn du im Zimmer sitzt, kannst du den Kontakt langsam steigern. Das funktioniert am besten über den Spieltrieb. Allerdings darfst du deiner Katze nicht zu nahekommen – erst recht nicht mit der Hand.
Darum besorge dir ein Spielzeug mit langem Stil oder eine Angel, z.B. sowas in der Art:


Setze dich in einem Abstand von ungefähr 1,5 Metern vor die Katze – und schaue sie nicht an. Wir wissen inzwischen: Katzen verhalten sich ängstlich, wenn du sie anstarrst. Hin und wieder dürfen sich eure Blicke kurz kreuzen, dann blinzelst du kurz und schaust wieder weg.
Stelle ein Kissen senkrecht vor dich und schiebe die Katzenangel unten durch. Das Kissen liegt also auf der Katzenangel, die Federn zeigen natürlich zur Katze. Bewege nun die Angel. Folgt die ängstliche Katze dem Spielzeug mit den Augen? Wenn ja, ist das ein erster Erfolg.
Warum das Kissen? Es gibt deiner Samtpfote Sicherheit, denn es ist ein Schutzschild zwischen der Katze und dem angsteinflößenden Menschen.
Wenn deine Katze der Angel über einen längeren Zeitraum interessiert mit den Augen folgt und keine Angst mehr zeigt, rückst du etwas näher an sie heran, damit sie pföteln kann – wenn sie will. Bitte noch immer an die Katze nicht direkt ansehen.
Wenn sie merkt, dass von dir keine Gefahr ausgeht, wird sie sich immer mehr trauen. Aber nur, wenn sie zu keiner Zeit einen Schrecken bekommt. Versuche nicht, sie zu streicheln und achte darauf, dass das Kissen fest auf dem Boden steht und nicht umfällt. Das würde deine ängstliche Katze fürchterlich erschrecken und alles bis dahin aufgebaute Vertrauen wäre dahin.
Bei dem Spielzeug sollte es sich nicht um eine Katzenangel handeln, weil du sie durch die lange Schnur unter dem Kissen kaum hin- und herbewegen kannst.
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Nähe geht von der Katze aus
Widerstehe unbedingt dem Impuls, die Katze anzufassen – auch wenn es schwer fällt. Beginne mit der nächsten Annäherungsphase immer erst dann, wenn sie bei der aktuellen Übung keine Angst mehr zeigt. Startest du die nächste Phase, und die Katze reagiert darauf ängstlich, schaltest du wieder einen Gang zurück.
Die Mieze wird im Laufe der Zeit den Abstand zu dir nach und nach verringern, und dich irgendwann vorsichtig beschnuppern wollen. Bleibe dann ruhig sitzen und bewege dich nicht. Lass sie überall schnuppern, wo sie möchte. Wenn du deine Katze unterstützen willst, lege dich auf den Boden und schließe die Augen. So kann sie dich auf Augenhöhe beschnuppern.
Gewöhne sie langsam an dich und halte ihr deine Hand zum ausgiebigen Beschnuppern hin. Warte mit dem Anfassen so lange, bis deine Katze ihr Köpfen an dir reibt. Dann ist der Zeitpunkt für einen vorsichtigen Versuch gekommen. Streichele dann langsam und vorsichtig über ihr Köpfchen. Duldet sie das, kannst du auch über ihren Körper streicheln. Mag sie das nicht, unterbrichst du den Körperkontakt sofort.
Nach und nach wird sich deine ängstliche Katze eingewöhnen und ihre Scheu verlieren. Es wird immer mal wieder Rückschläge geben, dann gehe wieder einen schritt zurück und schenke der Katze wieder Distanz.
Je nachdem, wie scheu die Katze ist, kann die eingewöhnung Tage, Wochen oder sogar Monate dauern. Eine ängstliche Katze fürchtet um ihr Leben. Sie rechnet damit, dass du ihr den Hals umdrehst. Und weil sie Todesangst durchlebt, reagiert sie extrem heftig, kratzt und beißt.
Leckerchen füttern
Die meisten Katzen sind verrückt nach Leckerchen. Das kannst du dir bei einer scheuen Katze zunutze machen. Setze dich auf den Boden, damit weniger Gefahr von dir ausgeht. Katzen wissen, dass man im Sitzen nicht schnell angereifen kann. Werfe ein Leckerchen in ihre Richtung. Holt sie es sich? Ja? Dann wiederhole dies mehrmals, Leckerchen für Leckerchen. So wird sie lernen, dass du ihr etwas Gutes tust.
Wenn die scheue Katze ein bisschen zutraulicher geworden ist und näher kommt, versuche, Leckerchen aus der Hand zu füttern. Nahrung bedeutet Fürsorge.
Ängstliche Katze eingewöhnen: Das Wichtigste in Kürze
- In den ersten ein, zwei Tagen lässt du sie völlig in Ruhe. Überlasse ihr ein eigenes Zimmer, in dem sie sich ganz alleine aufhalten darf. Du betrittst das Zimmer nur zum Füttern und Katzenklosaubermachen. Dabei schaust du die Katze niemals an. Achte darauf, dass die Katze ein sicheres Versteck hat.
- Der erste Kontakt erfolgt nur durch deine Stimme. Setze dich in den Raum der Katze, am besten an einen Ort, wo sie dich sehen kann, und rede mit ihr oder lese mit sanfter Stimme ein Buch. Eure Blicke treffen sich nur gelegentlich und kurz, dann blinzelst du sie an.
- Nutze den Spieltrieb. Mit einem Katzenspielzeug mit langem Stiel und einem Kissen als Schutzwall spielst du vorsichtig mit ihr. Dabei kommst du der Katze nicht zu nahe.
- Wenn die Katze ihre Scheu langsam verliert und von selbst näherkommt, lässt du dich beschnuppern, ohne dich zu bewegen.
- Wenn sie von selbst zu dir kommt, hältst du ihr die Hand zum ausgiebigen Beschnuppern hin. Erst danach streichelst du vorsichtig übers Köpfchen. Falls sie das duldet, kannst du auch über ihren Körper streicheln.
- Werfe ihr Leckerchen hin oder füttere sie aus der Hand.
Rechtlicher Hinweis: Meine Beiträge entstehen durch umfangreiche Recherche und eigener Erfahrung. Sie sind kein Ersatz für die tierärztliche Behandlung. Krankheiten und Verletzungen sollten unverzüglich vom Tierarzt behandelt werden.
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Wir haben seit 12 Tagen zwei Russisch Blau Kätzchen, beide extrem scheu, sehr ängstlich.
Mit einem Kätzchen konnten wir ein wenig Kontakt aufbauen und sie spielt auch bereits mit uns, lässt sich aber nicht anfassen und reagiert bei jedem ungewohnten Geräusch panisch.
Das zweite Kätzchen ist noch scheuer, hat aber nach ca einer Woche doch leichte Annäherungsversuche
geduldet. Jetzt hat sich das Halsband der Züchterin um die Schulter einer Katze gewickelt und ich musste
das Band entfernen…….einfangen und Band entfernen hatten eine beissende, kratzende, schreiende Katze
zur Folge, die nur mehr panisch reagiert.
Jetzt sind wir schon reichlich verzweifelt, alle Bemühungen sind wieder zunichte und wir stehen wieder am Anfang.
Haben Sie Tipps für uns?
Vielen Dank
Hallo,
anscheinend sind die Kätzchen ohne Menschen aufgewachsen, vermutlich mit einer heimatlosen wilden Katzenmutter. Erwachsene Katzen, die so aufwachsen, werden sich niemals unter Menschen wohl fühlen, sie werden sich niemals anfassen lassen und Angst haben – das bekommt man nicht weg.
Bei jungen Kätzchen stehen die Chancen erheblich besser. Sehr gut funktioniert i.d.R., wenn Sie sich auf den Boden legen und die Augen schließen und so verharren. Früher oder später nähern sich die Kätzchen und schnuppern den Menschen vorsichtig ab. Dazu brauchen Sie Geduld und Sie müssen es vielfach wiederholen.
Auch den Spieltrieb können Sie nutzen. Spielen Sie mit den Kätzchen Jagen: Werfen Sie ein kleines Katzenspielzeug – die Kätzchen werden hinterher laufen. Das funktioniert auch sehr gut mit Hydrokultur-Bällchen, mit Katzen-Spielmäusen oder mit Leckerchen. Versuchen Sie während des Spiels nicht, die Katze anzufassen und halten Sie immer großen Abstand.
Eine Kollegin eines Tierheims erzählte mir einmal, wie sie mit wilden, extrem ängstlichen Kätzchen umgehen: Zwangsstreicheln. Ich habe das selbst noch nie ausprobiert, aber das Tierheim hat darin sehr viel Erfahrung. Eine Tierpflegerin zieht dicke Handschuhe an, schnappt sich das Kätzchen und streichelt es behutsam. Das gefällt dem Kätzchen erstmal überhaupt nicht. Aber nach täglichen Wiederholungen merken die Kätzchen, dass gar nichts passiert und der Mensch keine Gefahr darstellt. Im Lauf der Zeit genießen die Kätzchen die Streicheleinheiten. Wie gesagt, ich selbst habe das noch nie ausprobiert, aber es hört sich schlüssig an.
LG, Myriam
Die Katzen (jetzt 18 Wochen alt) stammen aus einer Katzenzucht, waren bei Abholung beim Züchter zwar ängstlich, aber nicht so panisch wie jetzt bei uns zu Hause. Das Zwangsstreicheln will ich auf keinen Fall ausprobieren, allein
bei der Entfernung des verrutschten Züchterhalsbandes habe ich tiefe Kratzer und Bisse davongetragen.
Kann mir nur vorstellen, dass die Katzen kaum Menschenkontakt hatten und relativ isoliert
gehalten wurden. Hoffe sehr, dass aus diesen kleinen Angsthasen bald Kuschelmonster werden.
Liebe Grüße und danke für die rasche Antwort.
Hallo, wir haben seid 5 Tagen einen Kater der sich nur versteckt. Wir respektieren sein Versteck und er traut sich auch ein klein wenig raus aber nur einen halben Meter… Sobald einer sich bewegt ist er wieder verschwunden… Nachts ist er aber im Wohnzimmer unterwegs und schaut sich alles an. Was können wir tun um es ihm leichter zu machen? Ich befürchte, dass er nur noch nachts unterwegs ist und es kein „zusammenleben“ geben wird. Können wir Spielen vor dem Versteck versuchen?
Ich bin wirklich etwas verunsichert.
LG Katja
Hallo, wir haben gestern einen Kater bekommen er wird im Juli 3 Jahr alt ist sehr sehr ängstlich und scheu,…..er sitzt den ganzen Tag unterm Fernsehkastl und kommt nicht raus weder zum fressen noch zum trinken oder weder noch auf die Toilette . Meine Frage ist wie lange kann sowas dauern? weil wir haben 3 Kinder und das ist nicht gerade einfach dann . Danke
Hallo, gib dem Kater noch etwas Zeit, er ist erst seit kurzem bei Euch. Weißt Du, woher der Kater kommt? Oder stammt er aus dem Tierheim und man weiß nichts über ihn? Wenn es sich um eine erwachsene Katze handelt, die bisher ohne Menschen aufgewachsen ist, hat man kaum Chancen.
Es ist aber nicht untypisch, wenn sich erwachsene Katzen im neuen Zuhause mit neuen Menschen erstmal verkriechen. Für gewöhnlich kommen sie dann aber nachts aus ihrem Versteck, wenn alle schlafen.
Ich weiß nicht, wie gut das Versteck im Fernsehkasterl ist. Ist er dort verborgen oder kann man hineinsehen? Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass ihn in diesem Versteck niemand stört. Man sollte nicht hineinfassen und nicht hineinschauen. So bekommt er die Gewissheit, dass er in seinem Versteck absolut sicher ist und dort jederzeit hineinflüchten kann.
Viele Grüße, Myriam
Ich hatte 11,5 Jahre so ein Findelkind. (Ende August 2016 leider an Diabetes, Nierenversagen, Leberschaden verstorben – Wochenlang haben wir in der Tierklinik gekämpft)
Wir haben sie mit zirka 6 Wochen gefunden, und sie hat 2 Monate im Heizungskeller gelebt. Jede freie Minute bin ich im Keller auf einer Matte am Beton gelegen und hab einfach gewartet. Gefressen hat sie in der Nacht.
Ich habe vor Freude geheult als sie das erste Mal Kontakt aufgenommen hat und mich mit ihren Köpfchen angestupst hat. Hab sie vorsichtig und langsam berührt. Etwas später haben wir sie ins Haus übersiedelt.
Grüße Sandra